Schiffe, Wind und Meer - Ostfriesland
1. Tag - Donnerstag
Ich bin am 10.06.2010 um 16:00 Uhr im Hotel Novum in Hinte angekommen und habe mich neben den schon dastehenden Zettis platziert. War total erstaunt über mein geschmackvolles und großzügig geschnittenes Zimmer. Als ich runter in die Lobby kam, saßen schon einige in der Runde, mit einem Drink in der Hand. Ich stellte mich kurz vor und wurde gleich freundlich in die Runde aufgenommen. Peu â peu, kamen immer mehr dazu. Um 19:00 Uhr gingen wir dann in den Essenssaal. Als Single bekam ich einen einzelnen Platz an der Stirnseite der Tafel, da sagte einer „Du bist jetzt der Präsident” und ein anderer, „und der Präsident bezahlt”. Da lachte die ganze Tafel und ich hatte meinen Spitznamen weg.
Nach dem Essen trafen wir uns noch gemeinsam auf der Veranda, da gab es ein paar Drinks und Friesengeist, serviert von der sehr netten Serviererin Tanja, die den Friesengeist anzündete (54 %) und einen Spruch dazu aufsagte. Es gab natürlich noch eine zweite Runde, weil er sehr gut schmeckte und ich Tanja noch mal bei der Zeremonie sehen wollte ;o). Die dann ein Vorstandsmitglied übernahm und ich der „Präsident” ,war aus dem Schneider ;o).
Um 23:00 Uhr mussten wir rein in die Lobby, weil 21 Leute ganz schön laut sein können und die anderen Hotelgäste schlafen wollten. 00:30 Uhr löste sich dann die fröhliche Runde langsam auf.
2. Tag - Freitag
Erstaunlicherweise saßen alle relativ wach, um 08:00 Uhr am Frühstückstisch und waren um 09:00 Uhr bei den Zettis. Wir starteten um 09:15 Uhr in Richtung Papenburg, fuhren teilweise über die Autobahn und teilweise Landstrasse. Gegen 10:30 Uhr erreichten wir den Parkplatz des „Zeitspeichers”, dort warteten wir noch auf den Guide, der uns durch die Werft führen wird.
Wir fuhren mit dem Guide zum Parkplatz der Meyer Werft und gingen um 11:00 Uhr zur Werftbesichtigung. Ich war sehr beeindruckt von der Größe der Werft und der perfekten Logistik bei der Fertigung. Die Meyer Werft ist eine der größten und modernsten der Welt. Zusammen mit den 2.500 direkt Beschäftigten und den Tausenden Beschäftigten in den Zulieferbetrieben ist die Werft ein äußerst wichtiger Wirtschaftsfaktor im nördlichen Emsland und südlichen Ostfriesland. In der großen überdachten Halle wird z. Zt. die Disney Dream mit 128.000 BRZ∗ gebaut. Sie wird Ende Oktober die Werfthalle verlassen und soll noch im Dezember an die Disney Cruises übergeben werden. Gleich daneben wird eine AIDA (noch ohne Namen) mit 711.00 BRZ∗ gebaut.
Ich konnte mit der Abkürzung „BRZ” nichts anfangen. Deswegen hier die Erklärung, von meiner Freundin „Wiki” ;-)
∗ BRZ ist die Abkürzung für die Bruttoraumzahl bzw. Bruttoraumzone. Sie ist ebenfalls ein Raummaß für Schiffe. Die BRZ wurde 1982 eingeführt und soll die Bruttoregistertonne ersetzen. Im Gegensatz zur BRT umfasst sie die Größe eines Schiffes in m³ ab Außenhaut einschließlich der Schiffswände.
Um 13:15 Uhr haben wir uns auf den Weg zum Restaurant „Reiherhorst” gemacht, wo wir am Vortag schon die Essen bestellt hatten. Da kam es allerdings zu einer kleinen Verwechslung, die an den nächsten Tagen zum „running gag” wurde. Jemand bekam vom Kellner Bratkartoffeln die seinem Vis-à-vis gehörten, sie teilten sich dann die Bratkartoffeln, nach Reklamation brachte der Kellner noch eine große Portion die auch fast aufgegessen wurde. Immer wenn beim Essen Bratkartoffeln übrig waren, sagte man „es sind noch Bratkartoffeln da” und alles lachte.
14:30 Uhr wir sind etwas früher vom Restaurant los und sind einen anderen Weg zum Emssperrwerk gefahren, um noch länger mit unseren Zettis zu fahren. Nach sehr interessanten Informationen sahen wir noch einen Film über das Emssperrwerk. Danach sahen wir uns noch das gewaltige Bauwerk an. Das Emssperrwerk ist ein wasserwirtschaftliches Großbauwerk des Küstenschutzes an der Unterems bei Emden in Ostfriesland. Es wurde in den Jahren 1998 - 2002 zwischen den Ortschaften Gandersum am Nordufer und Nendorp am Südufer der Ems errichtet. Der Abstand zwischen den Hauptdeichen beidseitig der Ems beträgt 1.040 Meter, die Gesamtlänge des Bauwerks 476 Meter mit sieben Durchflussöffnungen. Die Hauptschifffahrtsöffnung im Verlauf des bisherigen Fahrwassers hat eine Breite von 60 Meter. Die Baukosten betrugen etwa 223,6 Millionen. Das Emssperrwerk soll den Schutz an der Ems lebenden Menschen vor Sturmfluten erheblich verbessern und der Meyer Werft in Papenburg auch künftig für ihren Großschiffsbau einen verlässlichen Weg zur Nordsee bereitstellen.
Um 17:30 Uhr machten wir uns auf den Weg ins Hotel zurück, leider nicht mit offenen Dächern, weil es sehr stark regnete. Um 19:00 Uhr gab es dann wieder ein 3-Gänge-Menu, 3 verschiedene Sorten Fisch, sehr lecker. Danach haben wir uns noch an der Tennis-Bar getroffen. Ich habe mich an dem Tag schon um 22:30 Uhr verabschiedet.
3. Tag - Samstag
Alle wieder gegen 08:00 Uhr bei Frühstücks-Buffet - was übrigens auch sehr gut war.
Um 09:00 Uhr mit offenen Zettis in die 5 km entfernte Hafenstadt Emden. 09:15 die Zettis auf den Parkplatz am Wasserturm abgestellt und 09:30 mit einer Stadtführerin zu Fuß durch die Stadt.
Emden, im 2. Welt-Krieg zu 85% zerstört, ist heute wieder eine charmante 52.000 Seelen Stadt. Sehr witzig „Dat Otto Huus” (eröffnet 01.08.1987), wo der Ottifant durch die Klinkerfassade guckt. Sehr beeindruckend ist auch die im 2. Welt-Krieg zerstörte „Neue Kirche”, sie ist heute mit modernen Elementen restauriert, die Johannes-a-Lasco-Bibliothek mit dem bedeutendsten Buchbestand zum Reformierten Protestantismus.
Um 11:00 Uhr haben wir dann im Café Henri gelernt, wie die Ostfriesen das Teetrinken zelebrieren, erst den Tee 4 min. ziehen lassen, dann ein großes Stück Kluntje (Kandis-Zucker) in die Tasse, dann den heiße Tee auf den Kandis gießen und horchen wie schön er knackt. Dann die Sahne (Wölkchen) in den Tee tröpfeln, die dann aufsteigt wie kleine Wolken.
Um 11:45h dann zum Hafen mit dem Emder Hafentor das im Jahr 1635 erbaut wurde. Es ist das einzig erhaltene von mehreren Stadttoren. Auf dem Torbogen steht der lateinische Sinnspruch „Et pons est Embdae et portus et aura deus” („Gott ist für Emden Brücke, Hafen und Segelwind”).
Um 12:00 Uhr dann eine Hafenrundfahrt im Ratsdelft. Dort liegen die Museumsschiffe „Deutsche Bucht” (auch in der Meyer-Werft restauriert) und der Seenotrettungskreuzer „Georg Breusing”. Er rettete 1.672 Menschen aus Seenot. Dann vorbei an den Nordseewerken, die vor Kurzem von der Firma SIAG Schaaf Industrie AG gekauft wurden. Jetzt will SIAG auf den Nordseewerken Bauteile für Windkraftanlagen bauen. Dann durch Brücken unter die das Boot gerade so durch passt, dann an Ufer-Bars und Restaurants zurück zum Hafen.
Am Hafen war dann noch etwas Zeit und die Meisten haben sich noch einen fischigen Snack gekauft. Ich hatte eine Fischfrikadelle. 13:30 Uhr haben wir uns auf den Weg nach Greetsiel gemacht. Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber ich glaube wir sind offen gefahren. Das Wetter war so unbeständig, wir mussten die Dächer oft wieder schließen!
14:30 Uhr in Greetsiel wurden wir entschädigt, wunderschönes Wetter! Greetsiel ist ein kleiner Sielort an der Leybucht, ein sehr idyllisches, 1.534 Seelen Fischerdorf mit den bekannten Zwillingsmühlen, den Giebelhäusern aus dem 17. Jahrhundert und dem hübschen kleinen Hafen, wo noch gegenwärtig 28 Krabbenkutter liegen. Nach einem kleinen Grundgang habe ich mit ein paar anderen in einem Café am Hafen Kuchen gegessen ich hatte ein Stück Ostfriesische-Sahnetorte, sehr lecker.
Um 16:00 Uhr Besichtigung einer der Zwillingsmühlen, die noch zum mahlen von Futtermitteln genutzt wird. Der Müller hat uns sehr Interessantes und Wissenswertes übers Mahlen und der Mühle vermittelt. Weil das alles so interessant war, waren wir etwas später am Leuchtturm von Pilsum oder auch „Ottos-Leuchtturm”, er bekam Kultstatus durch den Film „Otto - Der Außerfriesische 1989”. Der Turm sollte einer Teststrecke für Tempo-1000-Hochgeschwindigkeitszüge weichen. Seit 2004 kann man in dem Leuchtturm auch heiraten. Fast mehr Aufsehen erregte eine Säbelschnäbler-Mutter mit ihrem Küken, die auf dem Weg zum Leuchtturm ihr kleines unter ihren Flügeln schützen oder uns durch wegfliegen von den kleinen Kerl ablenken wollte. Nach ein paar Fotos, mit fliegenden Fahnen zum Hotel zurück denn es war spät. Leider wieder im Regen, das Wetter hatte mal wieder umgeschlagen.
Wir hatten dann das Essen auf 19:15 Uhr verlegt. Es war ein gutes und reichhaltiges „Buffet Rustikal” und es gab wieder Bratkartoffeln. Es wiederholte sich natürlich, von einigen in regelmäßigen Abständen, der Satz „Es gibt noch Bratkartoffeln” und alles lachte. Am letzten Abend saßen wir noch feuchtfröhlich zusammen. Ich hoffte, dass Tanja uns wieder bedient, aber sie war nicht so gut drauf und kam nur ab und zu an unsere Runde. 00:30 Uhr dann ins Bett.
4. Tag - Sonntag
Nach einem guten Frühstück und viel Kaffee, um 09:30 Uhr nach Suurhusen zum schiefsten Kirchturm der Welt, was am 08.11.2007 durch die Überreichung der Urkunde vom Redaktionsleiter „Guinness World Records Deutschland” offiziell wurde. Eine Neigung von 2,47 m auf eine Höhe von 25,705 m, das ist ein Neigungswinkel von 5,19°. Der schiefe Turm von Pisa hat auf 55,0 m einen Neigungswinkel von 4,19° - wirklich erstaunlich. Das im Eingangsbereich stehende Uhrwerk aus dem Jahre 1906 wurde 2000, im Rahmen einer Projektarbeit, von zwei Studenten der Fachhochschule Emden restauriert und gangbar gemacht. Anschaffung einer neuen Stundenglocke. Nach 28 Jahren Stille konnte, durch eine großzügige Geldspende der Klosterkammer Hannover und einem Eigenanteil der Gemeine, die Bronzeglocke mit Klangton Uhr-Moll angeschafft werden. Im Anschluss an eine feierlichen Gottesdienst brachte am 15.07.2003 der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, der vor kurzem von der CDU als Kandidat zum Bundespräsidenten aufgestellt wurde, die Glocke zum schlagen.
Seit dem schlägt sie wieder ausgelöst von dem mechanischen Uhrwerk zu jeder Stunde und halben Stunde ausgenommen nachts.
11:00 Uhr große Verabschiedungs-Zeremonie auf dem Parkplatz in Suurhusen mit dem Versprechen uns wieder zu sehn.
Résumé
Es war meine erste Tour, weil ich erst seit kurzer Zeit im Verein bin, ich war angenehm überrascht, es war eine sehr schöne und super organisierte Tour. Ich bin sehr gut aufgenommen worden und fühlte mich sofort dazugehörig.
Obwohl ich auf Grund einer kleinen Behinderung meinen Zetti 2009 umrüsten musste, kam ich gut mit. Es war ein gutes Gefühl der Lebensqualität in einer Gruppe von sehr netten und herzlichen Zetti-Liebhabern vier wunderbare Tage zu verleben.
Andreas Dormann